Zukunftskonferenz

Am 3. und 4. Mai 2019 fand in der Schule am See in Hard die Auftakt- Veranstaltung „Zukunftskonferenz – Inklusive Region Vorarlberg“ statt. Über 100 Teilnehmende aus verschiedensten Arbeits-und Lebensbereichen haben an diesen eineinhalb Tagen gemeinsam am Zukunftsbild für ein „Inklusives Vorarlberg“ gearbeitet.  Der Schwerpunkt lag auf den Themen Inklusion, Vielfalt, Partizipation und Gleichberechtigung für alle Menschen.

Stefan Lins vom Kernteam “Inklusives Vorarlberg” beschrieb kurz vor Beginn der Veranstaltung wie und woran an den beiden Tagen der Zukunftskonferenz gearbeitet wird. 

Wer war dabei?

An der Zukunftskonferenz nahmen interessierte Personen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen teil. Vertreterinnen und Vertreter aus Soziales, Bildung, Medizin, Kreatives bis hin zu Sport brachten sich intensiv in den zweitägigen Prozess zu einem Inklusiven Vorarlberg ein.

Einen Überblick zu den einzelnen Teilnehmenden gibt es hier: Übersicht der Teilnehmenden

Welches Wort fällt mir als erstes zu Inklusion ein?

Wortwolke zu Inklusion

Mit dieser Frage begann am 3. Mai 2019 die Zukunftskonferenz zu einem Inklusiven Vorarlberg. Die rund 100 teilnehmenden Personen wurden zu Beginn der Veranstaltung eingeladen ein Wort zu benennen, welches sie mit dem Thema Inklusion verbinden. Heraus kam die obenstehende Wortwolke. Wörter, die von mehreren Personen genannt wurden sind dabei größer und fetter dargestellt als die anderen. Dazu gehören zum Beispiel Wörter wie Vielfalt, miteinander, normal, zusammen, gleichwertig, selbstverständlich. Genannt wurden auch Wörter wie Vorurteile, Akzeptanz, Freiheit, Lernchance, Information, Verbundenheit und vieles mehr.  

Wo habe ich selbst erlebt, dass Inklusion gelungen ist?

In vielen bewegenden Geschichten verpackt haben Teilnehmende der Zukunftskonferenz von ihren Erfahrungen und Begegnungen zum Thema Inklusion berichtet. Wo habe ich erlebt, dass Inklusion gelungen ist – wo habe ich aber auch Ablehnung erfahren? Von der Inklusion im Sport, über den Arzt, der mit seiner jungen Patientin auf Augenhöhe sprach bis hin zu einem jungen Mann im Rollstuhl, der aufgrund seiner Herkunft und seines Glaubens immer wieder Anfeindungen erlebt hat. Aus der Fülle von Geschichten entstand das oben stehende Bild, das diese Erfahrungen bildlich darstellt. 

Welche Entwicklungen und Trends kenne ich aus anderen Regionen und welche dieser Entwicklungen und Trends haben Relevanz für uns?

In insgesamt zwei Runden wurde in einem World Café folgenden Fragen nachgegangen:

  • Welche Entwicklungen und Trends kenne ich aus anderen Regionen?
  • Welche dieser Entwicklungen und Trends haben Relevanz für uns?

Nach zwei intensiven Diskussionsrunden hatten die Teilnehmenden der Zukunftskonferenz die Möglichkeit ihre zentralen Erkenntnisse und Ergebnisse zusammenzufassen. Ein besonderes Augenmerk kam dabei dem Thema Bildung und Schule entgegen. Häufig genannt wurden aber auch Themen rund um die Bewusstseinsbildung, Haltung und finanzielle sowie soziale Selbstbestimmung.  Gefordert wurde auch mehr Offenheit und Aufklärungsarbeit  sowie inklusive Wohnräume und Arbeitsplätze.

Die gesamte Grafik gibt es hier zum Download: Zusammenfassung Entwicklungen und Trends_Zukunftskonferenz

Was macht für mich eine ideale Zukunft aus?

Die Teilnehmenden der Zukunftskonferenz wurden in einem weiteren Prozessschritt dazu eingeladen, Gedanken zu ihrer idealen Zukunft nieder zu schreiben. Wie soll eine ideale Welt aussehen, was sind ihre Wünsche und was sind ihre Vorstellungen dazu. Heraus kamen rund 100  bewegende und inspirierende Geschichten. Unser Graphic Recorder Dennis de Jonge zeichnete aus der Vielfalt dieser Geschichten das oben stehende Bild.

Unsere ideale Zukunft befindet sich in Neudorf, auf einem großen Dorfplatz. Menschen treffen sich, es findet Begegnung statt. Die Menschen, egal ob jung oder alt sind füreinander da. Gelebt wird ein sorgenfreies Miteinander voller Vielfalt, Freundschaft, Liebe und Zuversicht. Und selbstverständlich ist alles barrierefrei in Neudorf.

Einige Teilnehmende schildern ihre ideale Zukunft:

„Alle bekommen einen Arbeitsplatz – Zusammen arbeiten, danach was trinken gehen – Zum Sport gehen, Lachen und Spaß haben, Zufrieden sein mit sich selbst!!“

„Mut, Toleranz, Offenheit, Humor, Entwicklung – Der Weg ist das Ziel!“

„Glück; Friede, Sonne; Wärme; Mitmenschlichkeit; Alle Menschen dürfen am Leben teilnehmen. Ängste und Unsicherheit/Befangenheit verschwinden. Das Leben findet nicht mehr isoliert im Wahn von Egoismus und Leistungsdruck statt – Inklusion führt zu Zufriedenheit und führt uns wieder zu dem Wesentlichen hin.“

„Barrierefreiheit; Gleichheit; Sondereinrichtungen abschaffen; Grundbedürfnisse ausleben können (Liebe, Gefühle, Körperlichkeit); Beziehungen; Selbstbestimmung; Leben; Ich und Du; Miteinander.“

„Es gibt ein bedingungsloses Grundeinkommen, das zur Folge hat, dass der Druck auf die Gesellschaft nachgelassen hat. Die Menschen arbeiten weniger Stunden und haben Zeit für das Miteinander. Man schenkt Zeit, weil sie weniger knapp geworden ist, man ist entspannter und gesünder, man ist toleranter. Das Geld und die Arbeit nehmen weniger Raum ein, die Menschen tun mehr von den Dingen die ihnen Zufriedenheit schenken. Die Vielfalt aller Menschen hat mehr Platz und findet mehr Offenheit, weil es keine existentielle Frage mehr ist, dass man leistungsfähig ist.“

Mehr dazu gibt es hier: Unsere ideale Zukunft

Wo stehen wir heute tatsächlich?

Nach dem Abendessen am ersten Tag der Zukunftskonferenz wurden die verbliebenen 81 Teilnehmenden gebeten zu 18 Thesen ihre ganz persönliche Meinung zu äußern. Dabei wurden sie eingeladen sich zu der jeweiligen These in eine der vier Ecken im Raum zu platzieren. Die vier Ecken wurden folgendermaßen beschildert:

  • Stimme gar nicht zu
  • Stimme nicht zu
  • Stimme zu
  • Stimme sehr zu

 

Befragt wurden die Teilnehmenden zu folgenden Thesen:

  • Ich finde, Vorarlberg ist eine inklusive Region.
  • Die meisten Menschen in Vorarlberg finden es richtig, dass alle überall dabei sein sollen und können.
  • In Vorarlberg ist wichtig, was jemand kann. Oder was jemand noch lernen kann. Nicht so wichtig ist, ob jemand anders aussieht oder anders lebt wie die meisten von uns.
  • Ich finde, in Vorarlberg gibt es schon viele gute Beispiele, wie Inklusion gelingen kann.
  • Ich erlebe, dass Inklusion bei uns schon sehr selbstverständlich ist. Manchmal muss man gar nicht mehr darüber reden.
  • Ich finde, dass die Städte und Gemeinden in Vorarlberg barrierefrei sind.
  • Menschen, die gar nicht oder nicht gut sprechen können, können bei uns überall dabei sein.
  • Ich finde, Institutionen, die Menschen mit Behinderung unterstützen, unterstützen vor allem ihre Inklusion.
  • Ich kenne, viele Freizeit-Angebote, Orte und Vereine in Vorarlberg, wo Inklusion gelingt.
  • Ich finde, dass bei uns jeder Mensch dieselben Chancen und Möglichkeiten in der Arbeitswelt hat.
  • Ich finde, dass Politikerinnen und Politiker sich sehr für Inklusion interessieren.
  • Ich erlebe, dass alle Menschen überall in der Gesellschaft dabei sein können. Egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht.
  • Ich erlebe hier in Vorarlberg, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben. Ganz egal ob sie eine Behinderung haben, wohnungslos sind, arm sind, drogenabhängig sind oder sonst am Rand der Gesellschaft stehen.
  • Ich finde, dass Politikerinnen und Politiker Menschen mit Behinderung gut vertreten.
  • Ich finde, dass auch alte Menschen gute Rahmenbedingungen haben in der Gesellschaft dabei zu sein.
  • Bei uns kann jeder Mensch die Ausbildung machen, die er möchte. Es gibt keine Barrieren in Schule oder Ausbildung.
  • Jugendliche mit einer Behinderung lernen, wie alle anderen auch, wie man sich in die Gesellschaft einbringen kann. Und wie man sein Umfeld selbst gestalten kann.
  • Ich finde, dass Inklusion bei Kindern und Jugendlichen bei uns sehr gut funktioniert.

Alle Ergebnisse gibt es hier zum nachlesen: Ergebnisse der Aufstellung

Wo spüre ich Energie für einen nächsten Schritt?

Bewusstseinsbildung (28)

Bildung (23)

Politik & Rahmenplanung (18)

Beschäftigung & Arbeitsbedingungen (6)

Soziale Institutionen (2)

Woran soll wirklich weitergearbeitet werden, weil es uns der idealen Zukunft näher bringt?

Am zweiten Tag der Zukunftskonferenz wurde es konkreter. Die Teilnehmenden wurden dazu eingeladen, Themenbereiche einzubringen, an denen sie in den nächsten Wochen und Monaten weiterarbeiten möchten. Anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, in einen Austausch zu gehen und konkrete Unterstützung anzubieten. In insgesamt elf Themen-Gruppen wurde eifrig diskutiert, mitgeschrieben und erste Schritte für ein wirksames Handeln gesetzt.

Diese Themen wurden bearbeitet:

  • Informationen für alle barrierefrei gestalten
  • Wie erreichen wir gleiches Recht für ALLE?
  • Assistenz – Soziale Sicherheit für persönliche Assistenz (Grundein, Versicherung, Pension…) Freie (aus-) Wahl durch die Betroffenen, Institution-Assistenz (Mitsprache/Absprache/Koordination) Gut wäre, wenn Assistenz einfach, stundenweise, u. kurzfristig angefordert werden könnte 

Nächster Schritt: Aufbau und Schaffung der Rahmenbingung die Persönliche Assistenz verbessern (Assistenz für alle Menschen und alle Lebensbereiche), Bereitstellung finanzieller Mittel, Neue Organisation und Vergabe der finanziellen Mittel ist notwendig.

Kontakt: Marc Rick Der.rick@gmx.at

  • Wer wurde vergessen?

    Religion, Kinder, Angehörige, Behinderunge, ältere Menschen, Suchtkranke, sprache/Ethnie, AsylwerberInnen, MigrantInnen, LGBTIQ, Obdachlose, Arbeitslose, Notreisende, AlleinerzieherInnen, Angehörige, seltene Erkrankungen, SchülerInnen/Studierende, soziale Herkunft, Arm/Reich, Hochbegabte, Intersektionalität als Grundsatz nutzen

    Kontakt: Nikolas Burtscher  nikolas.burtscher@selbsthilfe-vorarlberg.at

  • Transformation schulischer Strukturen
  • Offenheit und Wertfreiheit in der Begegnung mit sich selbst und anderen
  • Pränatale Diagnostik

    Wer entscheidet, wer lebenswert ist? Vorteil: Gute Vorbereitung möglich –vorausgesetzt: gute Information Nachteil: Angst wird groß in einer sensiblen Zeit, Abtreibungsrate zB bei Down-Syndrom bei ca. 90 Prozent, Schuldfrage Eltern 2 Abtreibungsfristen, „gesund“ 12 Woche, „medizinische Indikation“ im Ausnahmefall bis zum Geburtstermin

    Nächste Schritte: Sensibilisierung in den Medien: Ärtze + Pflegepersonal / Case Management, Welche Haltung nehmen wir ein? Herzliche Willkommen oder nicht? Kooperation  mit dem Verein Geburtskultur, Eventuell Buchprojekt 

Kontakt: Isabella Marte isabella.marte@icloud.com

  • Gemeinsames Wohnen
  • (Un)Sichtbarkeitspraktiken und Haltung(stransformation)
  • Kunst Inklusiv WOW – pol.System, psych. Krankheiten, Wo ist das Problem?

Nächster Schritt: Stille – Denken, 1x pro Monat mich (Christine Lederer) zum Essen einladen

Kontakt: Christine Lederer mail@studio-lederer.com

  • Inklusive Bildung

Näher zur Zukunft...

Über den Sommer wird an den konkreten Fragestellungen in Kleingruppen weitergearbeitet, um sich am 21. November 2019 als „Lernende Gemeinschaft“ erneut für einen Tag zu treffen. Eine große öffentliche Veranstaltung im Frühling 2020 soll die Lernerfahrungen, Ergebnisse, Strategien und Wirkungen nach außen tragen und bildet den vorläufigen Abschluss des Prozesses „Inklusive Region Vorarlberg“. Gleichzeitig sollen die nächsten Schritte zu einem inklusiven Gemeinwesen ermöglicht werden.